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ePa

  • Autorenbild: Julian Wachowiak
    Julian Wachowiak
  • 1. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Die elektronische Patientenakte (ePA) stellt einen Meilenstein in der Digitalisierung des Gesundheitswesens dar und bildet die Grundlage für eine moderne, effiziente und vernetzte Gesundheitsversorgung. Ihr Ziel ist es, eine zentrale Plattform bereitzustellen, auf der alle relevanten Informationen eines Patienten – von Diagnosen über Medikationspläne bis hin zu Untersuchungsergebnissen – digital gespeichert und verschiedenen Akteuren des Gesundheitssystems zugänglich gemacht werden können. Dieser Fortschritt hat das Potenzial, die medizinische Versorgung grundlegend zu verändern, indem er Behandlungsprozesse optimiert und die Patientensicherheit erhöht. Doch die Umsetzung in Deutschland gestaltet sich bisher schwierig, da zahlreiche technische, organisatorische und rechtliche Hürden bestehen.



Ein zentraler Vorteil der elektronischen Patientenakte liegt in ihrer Fähigkeit, die Fragmentierung der medizinischen Dokumentation zu überwinden. Bislang sind medizinische Informationen häufig über verschiedene Institutionen und Praxen verteilt, was die Behandlungsqualität beeinträchtigen kann. Die ePA schafft Abhilfe, indem sie alle Daten an einem zentralen Ort bündelt. Dadurch wird es beispielsweise möglich, chronisch Erkrankte besser zu betreuen, da behandelnde Ärzte und Pflegekräfte jederzeit Zugriff auf vollständige Informationen haben. Dies reduziert das Risiko von Medikationsfehlern und vermeidet unnötige Doppeluntersuchungen, was nicht nur die Sicherheit der Patienten erhöht, sondern auch die Effizienz des Gesundheitssystems verbessert.


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Trotz dieser Vorteile gibt es jedoch erhebliche Herausforderungen. Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Themen, die die Akzeptanz der ePA in der Bevölkerung maßgeblich beeinflussen. Viele Bürgerinnen und Bürger stehen der Digitalisierung skeptisch gegenüber und befürchten, dass ihre sensiblen Gesundheitsdaten nicht ausreichend geschützt sind. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt hohe Anforderungen an den Umgang mit personenbezogenen Daten, die bei der Implementierung der ePA berücksichtigt werden müssen. Dies hat dazu geführt, dass die Einführung der ePA in Deutschland langsamer voranschreitet als in anderen europäischen Ländern.



Ein weiteres Problem liegt in der mangelnden Interoperabilität zwischen den verschiedenen Systemen und Akteuren im Gesundheitssystem. Um die ePA effektiv nutzen zu können, müssen die IT-Systeme von Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken und anderen Einrichtungen miteinander kompatibel sein. Derzeit gibt es jedoch keine einheitlichen Standards, was die Integration der ePA in bestehende Systeme erschwert. Hinzu kommt, dass viele medizinische Fachkräfte sich mit der Nutzung digitaler Anwendungen überfordert fühlen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, sind umfangreiche Schulungen und technische Unterstützung notwendig.



Die Rolle der ePA beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Speicherung und Bereitstellung von Daten. Langfristig kann sie auch eine wichtige Grundlage für die Forschung und Entwicklung neuer Therapien sein. Durch die Analyse anonymisierter Gesundheitsdaten können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beitragen. Insbesondere in der personalisierten Medizin, die auf die individuellen Bedürfnisse und genetischen Voraussetzungen eines Patienten zugeschnitten ist, spielt die Verfügbarkeit umfangreicher Daten eine entscheidende Rolle. Allerdings wirft die Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschungszwecke auch ethische Fragen auf, die sorgfältig abgewogen werden müssen.



Neben den technischen und organisatorischen Aspekten darf der menschliche Faktor nicht vernachlässigt werden. Die Digitalisierung der medizinischen Versorgung darf nicht dazu führen, dass die persönliche Beziehung zwischen Arzt und Patient in den Hintergrund tritt. Vielmehr muss die ePA so gestaltet sein, dass sie diese Beziehung unterstützt, indem sie den Ärzten mehr Zeit für ihre Patienten verschafft, anstatt sie mit zusätzlichem administrativem Aufwand zu belasten. Eine enge Einbindung der medizinischen Fachkräfte in die Entwicklung und Implementierung der ePA ist daher von zentraler Bedeutung.



Die elektronische Patientenakte ist ein zentraler Baustein für die Zukunft des Gesundheitswesens. Sie bietet die Möglichkeit, die Versorgung effizienter, sicherer und individueller zu gestalten. Gleichzeitig zeigt ihre Einführung, dass die Digitalisierung des Gesundheitssystems kein einfacher Prozess ist, sondern zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, der technologische Innovation mit klaren rechtlichen Rahmenbedingungen und einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz verbindet. Nur so kann die ePA ihr volles Potenzial entfalten und dazu beitragen, das Gesundheitswesen nachhaltig zu verbessern. In einer Zeit, in der die Anforderungen an die medizinische Versorgung stetig steigen, ist die erfolgreiche Umsetzung der elektronischen Patientenakte ein unverzichtbarer Schritt, um das Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen.

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